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Lebenshilfe Wetterau e.V. - News

Menschen mit Behinderung brauchen HEPs!


Unter dem Titel „Hessen braucht HEPs! Fach- und Arbeitskräftemangel in der Eingliederungshilfe“ fand Mittwoch letzte Woche eine Demo in Wiesbaden statt.

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Heilerziehungspfleger_innen (HEP) sind für die Assistenz und Pflege von Menschen mit Hilfebedarf zuständig. Die Berufsgruppe fällt derzeit leider durch alle politischen Raster und erfährt kaum Unterstützung und Stärkung. Ein breites Bündnis von Verbänden, Fachschulen, Einrichtungen und Interessensvertretungen positioniert sich für eine Stärkung der HEPs – und hatte auch zur Demo aufgerufen. Auch die Lebenshilfe Wetterau ist Teil des Bündnisses.

Eine Gruppe der Tagesstruktur der Wohnstätte Fauerbach der Lebenshilfe Wetterau hatte sich auf den Weg nach Wiesbaden gemacht und auf dem Kranzplatz vor der Staatskanzlei mit-demonstriert.

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Im Vorfeld der Demo hatte das Bündnis ein Forderungspapier in der Landespressekonferenz vorgestellt. Außerdem wurde die Internetseite www.hessen-braucht-heps.de ins Leben gerufen.

Kurz vor den Landtagswahlen sollte so die Möglichkeit genutzt werden, nicht nur auf die Situation des Ausbildungs- und Berufsbildes HEP aufmerksam zu machen, sondern insgesamt auf den Fachkräftemangel in der Behindertenhilfe/ Eingliederungshilfe.

Heilerziehungspfleger_innen (HEP) sind für die Assistenz und Pflege von Menschen mit Hilfebedarf zuständig. Die Berufsgruppe fällt derzeit leider durch alle politischen Raster und erfährt kaum Unterstützung und Stärkung.
Ein breites Bündnis von Verbänden, Fachschulen, Einrichtungen und Interessensvertretungen positioniert sich für eine Stärkung der HEPs!

Die ZEIT-Redakteurin Sabine Hockling hat es bereits 2016 auf den Punkt gebracht: „Ihre Arbeit ist anspruchsvoll und unabkömmlich, Deutschland braucht dringend mehr von ihnen und trotzdem verdienen sie oft zu wenig: Heilerziehungspfleger.“ (13.12.2016)

Laut der Erhebung des Statistischen Bundesamtes vom 22.06.2022 leben in Deutschland 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen. Das sind 9,4 % der Gesamtbevölkerung. Nicht alle von diesen sind auf die Unterstützung von HEPs angewiesen. Aber knapp 1 Millionen Menschen mit Behinderung, die in Deutschland Leistungen der Eingliederungshilfe (Sozialgesetzbuch IX) beziehen, brauchen häufig HEPs, um den Alltag zu bewältigen.

HEPs arbeiten in ambulanten oder stationären Wohnangeboten, in Rehabilitationszentren, in Werkstätten, in Förderschulen und Kindergärten. HEPs sind Profis, die Inklusion ermöglichen. Ziel ihrer Arbeit: Menschen mit Hilfebedarf in deren Selbstbestimmung und Alltag zu unterstützen und ihnen ein Leben in der Mitte der Gesellschaft zu ermöglichen.

Mit der Corona-Pandemie ist offenkundig geworden, dass die Berufsgruppe der HEPs gesellschaftlich immer mehr an den Rand gedrückt wird. Indem die Politik derzeit sehr viel in die Stärkung der Pflege- und Gesundheitsberufe und der Erzieher_innen investiert, trägt sie mit dazu bei, dass das Berufsbild Heilerziehungspflege immer unattraktiver und bei Höhergruppierungsmaßnahmen benachteiligt wird. Mittlerweile droht eine Unterversorgung für Menschen in vielen Bereichen der Eingliederungshilfe und Sozialpsychiatrie, den beiden Hauptberufsfeldern von HEPs.

Die Zahl der Schüler_innen in den Fachschulen für Heilerziehungspflege sinkt bundesweit stetig. Eine Statistik des Bundesinstituts für Berufliche Bildung (BIPP) hatte für das Schuljahr 2018/19 bundesweit ca. 19.000 Schüler_innen ermittelt. In Hessen waren von diesen 871 Schüler_innen in Ausbildung, rund 70 % davon weiblich. Die HEP-Ausbildung ist landesrechtlich geregelt und zwischen den Bundesländern gibt es große Unterschiede.

In Hessen wird die Situation immer prekärer, da hier die Zugangsvoraussetzungen für eine Ausbildung im Bundesvergleich sehr hoch sind und gleichzeitig die Dauer der Ausbildung sehr lange ist. In Hessen wie auch bundesweit ist ein mittlerer Bildungsabschluss Voraussetzung, um in die dreijährige HEP-Ausbildung einzusteigen. Im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern verlangt Hessen für Personen mit mittlerem Bildungsabschluss vor der Ausbildung 3 Jahre berufliche Vorerfahrungen oder eine Sozialassistenzausbildung (2 Jahre). Sechs Jahre Wegstrecke sind für viele junge Menschen keine attraktive Perspektive, zumal in diesen sechs Jahren kaum ein nennenswerter Verdienst möglich ist! In anderen Bundesländern gelingt der Berufseinstieg deutlich schneller.

HEPs verdienen im Durchschnitt in Hessen als Einstiegsgehalt Brutto Vollzeit ca. 3.100,- €. Das ist zu wenig, um in Ballungszentren bezahlbaren Wohnraum zu finden und für sich und eine mögliche Familie eine Existenz aufzubauen.
Vor dem Hintergrund dieser Fakten richtet ein breites Bündnis von Verbänden, Einrichtungen, Fachschulen, Interessensvertretungen von Menschen mit Behinderung und weiteren Akteuren folgendes Forderungspaket an die Hessische Politik und Gesellschaft!

  1. HEPs und insgesamt die Arbeit für und mit Menschen mit Behinderung brauchen mehr öffentliche Anerkennung und Respekt!
  2. HEPs stehen immer mehr im Wettbewerb mit anderen Berufsgruppen der Gesundheits- und Pflegeberufe. Für die Stärkung der Sozial- und Pflegeberufe braucht es eine Gesamtperspektive, die alle Interessen berücksichtigt.
  3. Die Vergütungen von HEPs müssen deutlich verbessert und in den jeweiligen Tarifsystemen entsprechend hinterlegt werden. HEPs dürfen beispielsweise nicht weniger verdienen als Erzieher*innen.
  4. Zur Stärkung des HEP-Berufsbildes braucht es spezifische Förderungen mit Landesmitteln inkl. landesweiter Kampagnen.
  5. Die Zugangsvoraussetzungen für eine HEP-Ausbildung bei beruflichen Vorerfahrungen müssen deutlich an ein bundesweites Niveau von maximal 2 Jahre angepasst werden.
  6. Auch Hauptschulabsolventen_innen muss der Zugang in das Arbeitsfeld der Behindertenhilfe ermöglicht werden, z. B. durch die Einführung einer einjährigen HEP-Helfer_innen-Ausbildung oder einen vereinfachten Zugang zur Sozialassisten_innen-Ausbildung.
  7. Die Möglichkeit zu einem Quereinstieg in die HEP-Ausbildung muss durch eine Flexibilisierung der Ausbildung und die Verkürzung von allgemeinbildenden Modulen verbessert werden.
  8. Die Zuordnung zum Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) muss variabler werden, von derzeit DQR 6 auf DQR 4 (für HEP-Helfer_innen) bis DQR 6 (für eine HEP-Fachkraftausbildung). Entsprechend müssen auch die Curricula und Lehrpläne angepasst und weiterentwickelt werden. Eine größere Flexibilisierung würde dazu beitragen, dass auch soziale und interkulturelle Kompetenzen stärker berücksichtigt werden.
  9. In der Landessozialberichterstattung muss stärker und mit valideren Analysen auf die Hilfefelder, in denen HEPs tätig sind, hingewiesen werden, um sozialpolitische Nachbesserungen zu ermöglichen.

Die genannten Forderungen dienen dem Ziel, das Berufsfeld der Heilerziehungspflege zu stärken, um damit im Sinne des Ziels der Inklusion der UN-Behindertenrechtskonvention auch weiterhin die Assistenz, Hilfe und Pflege von Menschen mit Behinderung in Hessen zu gewährleisten. Hierfür sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen!

Das Bündnis!
antonius: gemeinsam Mensch
Anthropoi Bundesverband
AWO – Arbeiterwohlfahrt Hessen-Süd
Bathildisheim
Behindertenhilfe in Stadt und Kreis Offenbach e. V.
bdks – Baunataler Diakonie Kassel
BHZ - Behindertenzentrum Roßdorf
Campus am Park
Caritasverband für die Diözese Limburg e. V.
EVIM - Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau
Finkenhof
Gemeinnützige Kinderförderungsgesellschaft
Gemeinschaft Altenschlirf
Haus Odenwald gGmbH
JG Gruppe - Josefs-Gesellschaft Rhein-Main
Lebenshilfe Landesverband Hessen
Lebenshilfe Frankfurt, Gießen, Wetterau und Wetzlar-Weilburg e. V. Melchiorsgrund
Mission Leben gGmbH
NRD – Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie
Paritätische Projekte gGmbH
Solvere gGmbH
Vitos Teilhabe gGmbH
WfB Rhein-Main e. V.

Testimonial_HEP

Weitere Infos: www.hessen-braucht-heps.de/

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