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Lebenshilfe Wetterau e.V. - News

Wir sind für die Leute da


20 Jahre ist es jetzt im Dezember her, dass die Lebenshilfe Wetterau mit der Maßnahme „Betreutes Wohnen“ begonnen hatte und die ersten Bewohner ins Haus Nummer 25 auf dem Gelände in Fauerbach eingezogen sind.

Im Laufe dieser Zeit hat sich viel getan – nicht nur der Name wurde in „Unterstütztes Wohnen“ geändert. Grund genug, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und das Angebot „Unterstütztes Wohnen“, kurz UWO, besser kennenzulernen:

Einkaufen gehen ist eine Tätigkeit, die für viele Menschen ganz selbstverständlich ist und oftmals schnell nebenbei erledigt wird. Für Menschen mit Handicap kann Einkaufen eine etwas größere Herausforderung sein. Das beginnt bereits bei der Überlegung „Was brauche ich?“ und dem Schreiben eines Einkaufszettels.

Hier setzt beispielsweise die Unterstützung des Teams vom UWO ein. Gemeinsam wird überlegt und geplant, was möglicherweise für eine Woche benötigt wird und eingekauft werden muss. Da manche Klient*innen nicht lesen können, wird während des Einkaufs besprochen, was in den Produkten enthalten, was gesund oder eher ungesund ist und wie es mit dem Verhältnis von Preis und Qualität aussieht.

Auch an der Kasse wird geholfen, da manche Klient*innen den Wert des Geldes nicht kennen oder nicht zählen können. Einige führen – mit etwas Hilfe – ein Haushaltsbuch. So können sie ihr Geld gut im Blick behalten und es sich besser einteilen.

„Nach dem Einkauf besprechen wir dann bei den Klient*innen zu Hause, wie man mit den erworbenen Sachen umgeht – was beispielsweise in den Kühlschrank gehört oder im normalen Schrank besser aufgehoben ist“, erläutert Kirsten Hasenau, Leiterin des UWO.

Hierbei zeigt sich sehr anschaulich das „Kerngeschäft“ des UWO: Menschen bei Dingen begleiten, die sie selber erledigen können, aber dabei etwas Unterstützung und Beratung brauchen. „Fachlich fundierte aufsuchende sozialpädagogische Hilfe zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft“ heißt es offiziell und etwas detaillierter.

Die Mitarbeiter*innen des UWO unterstützen Menschen mit Behinderung, die ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben in ihrer eigenen Wohnung oder in einer WG führen. Wie diese Hilfestellung aussieht, hängt von den individuellen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Lebensumständen ab. Viel Wert wird darauf gelegt, dass nur so viel Hilfe in Anspruch genommen wird wie nötig. Die Klient*innen entscheiden selbstständig, handeln aktiv und können so Erfahrungen sammeln.

Wie ist das UWO entstanden?

Anfang der 2000er-Jahre war „Betreutes Wohnen“ stark im Kommen. Auch auf dem Gelände der Lebenshilfe Wetterau in Fauerbach entstand eine Wohnanlage, die genau für diese Zwecke bestimmt war. Im Dezember 2002 konnten die ersten Bewohner*innen in das Gebäude Nummer 25 einziehen und das neue Angebot des „Betreuten Wohnens“ unter der Leitung von Dr. Ralf Streum nutzen.

Kirsten Hasenau, die heute das UWO leitet, erinnert sich: „Ich habe damals Sozialarbeit studiert und war Anfang 2003 auf der Suche nach einem Praktikumsplatz. Ich habe einfach die Gelben Seiten durchgeblättert, die Lebenshilfe Wetterau entdeckt und dort angerufen.“ Aus einem netten Telefonat mit Tanja Brosch, der Leiterin des Familienentlastenden Diensts, ergab sich sogleich ein sechswöchiges Praktikum.

Im Zuge dessen lernte Kirsten Hasenau das noch junge Angebot des „Betreuten Wohnens“ und die Klient*innen kennen. So ergab es sich, dass sie am 1. März 2003 in Form eines Mini-Jobs dort zu arbeiten begann.

Gleich im ersten Jahr verbrachten die Beteiligten des „Betreuten Wohnens“ gemeinsam einen Urlaub am Edersee – und einige weitere sollten folgen! „Wir haben das damals einfach gemacht, weil wir Lust dazu hatten“, erzählt Kirsten Hasenau.

Die Entwicklung des UWO

Das „Betreute Wohnen“ wuchs stetig. Mehr Klient*innen erforderten mehr Mitarbeiter*innen und damit auch ein umfangreicheres Angebot: Menschen im gesamten Wetteraukreis konnten betreut werden.

Nach einem Jahr wurden Kirsten Hasenaus Stunden erhöht, außerdem mit Christa Dück eine weitere Mitarbeiterin eingestellt. Auch der Name wurde angepasst: Aus „Betreutes Wohnen“ wurde „Unterstütztes Wohnen“.

Im Jahr 2014 übernahm Kirsten Hasenau die Leitung – indem sie, ganz symbolisch, von ihrem Vorgänger einen Staffelstab überreicht bekam, der sich bis heute in ihrem Büro befindet. 26 Klient*innen zählte das UWO damals – und wuchs bis heute kontinuierlich an.

Aktuell werden 60 Menschen von 15 Mitarbeiter*innen unterstützt. Außerdem wurde das UWO unter Kirsten Hasenaus Leitung auch inhaltlich weiterentwickelt.

Vom Alter her „ist alles dabei“: Die jüngste Klientin ist Anfang 20, die älteste kürzlich 70 geworden. Sie alle leben verteilt in der gesamten Wetterau.

Fünf Klienten*innen sind seit Anfang an dabei und wohnen noch heute im Haus 25 in Fauerbach.

Die Arbeitsweise und die Inhalte des UWO

Da der pädagogische Ansatz im Vordergrund steht, ist beim UWO ausgebildetes Fachpersonal aus dem sozialpädagogischen Bereich angestellt – Heilerziehungspfleger*innen, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen oder Sozialarbeiter*innen.

Die Klient*innen werden jeweils durch eine feste Ansprechperson aus dem UWO-Team betreut. Diese Betreuung gestaltet sich von Person zu Person ganz unterschiedlich und individuell.

Oftmals unterstützt das UWO-Team beim Kontakt zu Ärzt*innen, Therapeut*innen, Beratungsstellen und anderen Diensten. „Das beginnt schon bei der Terminvergabe, viele unserer Klient*innen trauen sich nicht, in den Arztpraxen anzurufen“, berichtet Kirsten Hasenau. Ihre Kolleg*innen und sie begleiten die Personen zum Termin, sind aber bei anstehenden Untersuchungen nicht dabei – es sei denn, die Klient*innen möchten es. Oftmals sind sie erst wieder bei anschließenden Gesprächen mit dem Arzt / der Ärztin anwesend, wenn es um die Einnahme von Medikamenten oder Ähnliches geht.

„Diese Gespräche werden dann später noch mal wiederholt bzw. reflektiert und die Medikamente holen wir bei Bedarf gemeinsam in der Apotheke ab“, beschreibt Kirsten Hasenau die Abläufe.

Ähnlich verhält es sich, wenn Klient*innen zur Krankengymnastik gehen: Bei der ersten Kontaktaufnahme sind die UWO-Mitarbeiter*innen dabei, sie begleiten die Klient*innen und sind behilflich bei der Absprache von Terminen.

Das UWO-Team hilft außerdem bei der Suche nach passenden Wohnungen, begleitet beim Gang zu diversen Ämtern, kann bei Fragen zur Aufenthaltserlaubnis Rede und Antwort stehen und unterstützt auch beim Stellen von Anträgen, wenn die Klient*innen keinen rechtlichen Betreuer haben.

Wichtige Aspekte sind zudem Angebote zur persönlichen und gesundheitlichen Stabilisierung sowie zur Stärkung von Selbstsicherheit und sozialen Kompetenzen. Auch an der Entwicklung von Zukunftsperspektiven wird gemeinsam gearbeitet.

Das anfangs genannte Einkaufs-Beispiel verdeutlicht den Unterschied zum Angebot „Alltagsassistenz“, das eine Ergänzung zum Unterstützten Wohnen darstellt: Die Mitarbeiter*innen der Alltagsassistenz würden die Klient*innen zum Beispiel zum Einkaufen fahren oder beispielsweise beim Tragen der Tasche behilflich sein. Das UWO-Team begleitet den Einkauf, wie beschrieben, inhaltlich.

Was macht das UWO-Team aus?

„Wir sind für die Leute da“, bringt es Kirsten Hasenau auf den Punkt.

Das UWO-Team fungiert als verlässlicher Gesprächspartner – bei Ängsten oder wenn es zum Beispiel Konflikte gibt; bei der Arbeit, mit Freund*innen, im Haus. Alle Mitarbeiter*innen sind gut erreichbar, die Diensthandy-Nummern bekannt, es wird zeitnah reagiert. Krisen werden gemeinsam gelöst; außerdem gibt es Hilfe zur Krisenprävention und -intervention.

Welches sind die unvergessenen Höhepunkte der letzten 20 Jahre?

Kirsten Hasenau muss nicht lange überlegen: „Die Urlaube! Beispielsweise einer in einem Vier-Sterne-Hotel. Wir waren einfach mittendrin dabei.“ Lächelnd erinnert sie sich: „Nach dem Abend-Büfett haben sich Berge an leeren Nachtisch-Gläsern auf unserem Tisch gestapelt.“

Zweimal ging es nach Menorca, nach Holland und an den Edersee und einmal nach Bayern, an den Fuß der Zugspitze.

In Zeiten von insgesamt hohen Kosten, Personalmangel und Pandemie sind solche Urlaube heute leider nicht mehr so einfach realisierbar.

Freizeit und Aktivitäten

Der Bereich „Freizeit“ ist eigentlich kein klassischer Teil des UWO. Eine Begleitung zu Aktivitäten findet eher selten statt, vielmehr wird aufgezeigt, was es an unterschiedlichen Möglichkeiten gibt. Dabei spielt der Ansatz der sozialen Teilhabe die zentrale Rolle.

Wenn die Klient*innen Veranstaltungen besuchen, werden sie vom UWO-Team dabei unterstützt, sich vor Ort zu orientieren; es wird besprochen, Geld dabei zu haben und darauf zu achten, dass es ausreicht.

„Es kommt auch vor, dass unsere Klient*innen ins Kino gehen und sich dort mit komischen Blicken der anderen Besucher auseinandersetzen müssen. Das macht sie traurig, so dass hier unsere pädagogische Begleitung gefragt ist“, erzählt Kirsten Hasenau.

Obwohl das UWO eher personenzentriert arbeitet, also sich am Bedarf des Einzelnen orientiert, werden auch gemeinschaftliche Aktivitäten angeboten: „Menschen brauchen Gruppen. Es haben sich bei uns schon Freundschaften entwickelt. Viele treffen sich im UWO“, so Kirsten Hasenau. Viele Klient*innen haben außerhalb der Arbeit nicht viele Kontakte. Einen wirklichen Freundeskreis gibt es auch eher selten, ist aber in einigen Fällen durch die UWO-Aktivitäten entstanden. Daher bietet das UWO-Team Gruppen-Aktivitäten an, um möglicherweise auftretender Einsamkeit entgegenzuwirken und Kontakte zu fördern. So wurde schon gemeinsam gekocht oder essen gegangen.

Vor Corona stand regelmäßig jede Woche eine Aktivität auf dem Programm, wie zum Beispiel ein Keramik-Kurs. Aktuell sind es eher Klein-Gruppen, die etwas zusammen unternehmen – kegeln, Brettspiele, Playstation-Zock-Abende oder auch mal ein „Männer-Abend“, an dem gemeinsam Döner gegessen wird. Wichtig ist: Es muss Spaß machen und „es muss etwas zu essen geben,“ schmunzelt Kirsten Hasenau.

Herausforderungen für das UWO

Das größte Problem, vor das sich das UWO-Team gestellt sieht, sind die nicht vorhandenen Wohnungen für Klient*innen. Es gestaltet sich äußerst schwierig, passende zu finden. Die Gründe, warum Wohnraum benötigt wird, sind vielfältig. Klient*innen möchten bei ihren Eltern ausziehen oder aus aktuellen Wohnungen umziehen oder sie wären räumlich gerne näher am Sitz der Lebenshilfe.

Viele Vermieter wollen nicht an Menschen mit Behinderung vermieten, und außerdem sind die Wohnungen, die infrage kämen, insgesamt knapp bzw. gibt es einfach keine. „Das können wir leider nicht lösen, das ist letztlich ein ‚politisches Ding‘“, meint Kirsten Hasenau.

Momentan fallen ihr allein sechs Klient*innen ein, die gerne in die Nähe der Lebenshilfe ziehen würden: „Natürlich wohnen sie gerade irgendwie, aber sie sind nicht zufrieden.“ Für die Klient*innen ist es einfach wichtig, ihren Alltag so selbstständig wie möglich leben zu können. Der Wetteraukreis ist sehr groß und die Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs sind nicht überall gut ausgebaut. Manche Klient*innen können diesen nicht allein nutzen. Deshalb ist es vielen sehr wichtig, möglichst zentral zu wohnen.

WGs sind aktuell nicht unbedingt gewollt, eher besteht der Wunsch nach Einzel-Wohnungen, da es den Klient*innen wichtig ist, allein leben zu können.

Daher der Aufruf an alle potenziellen Vermieter von kleinen Wohnungen, die an Menschen mit Behinderung vermieten wollen, sich beim UWO-Team zu melden:

Telefon: 06031 68456 140

E-Mail: info@lebenshilfe-wetterau.de

Vielen Dank!

 

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